• Definition

    Rohbodenflächen sind durch hohe Anteile mit fehlender oder schütterer Vegetation gekennzeichnet. Der Boden ist weitgehend "nackt". Es handelt sich jedoch stets um Flächen mit offenliegender Erde (Lehm, Löß, Sand), also nicht um Kies- oder Felsflächen. Ebene Rohbodenflächen sind horizontal ausgerichtet oder schwach geneigt.

  • Ökologische Bedeutung

    Rohbodenflächen sind wichtige Lebensräume für zahlreiche Pionierarten unter den Pflanzen und Kleintieren. In den ursprünglichen Landschaften Deutschlands waren es vor allem Hochwasserereignisse, die diese Lebensräume immer wieder neu geschaffen haben. Heute benötigen die auf derartige Lebensräume angewiesenen Pflanzen und Tiere vom Menschen geschaffene "Sekundärbiotope" wie Sandgruben, Hohlwege oder Wegabbruchkanten. Gerade Wildbienen nisten zu großen Teilen im Boden oder in vertikalen, sonnenbeschienenen Löß- und Lehmwänden. Zudem bieten die einjährigen Pflanzenarten solcher Rohbodenstandorte im Frühjahr eine wichtige Nahrungsquelle für Insektenarten. 

Ebene Rohbodenflächen sollten als möglichst vegetationsfreie oder -arme Flächen über mehrere Jahre bestehen bleiben.

  • Standorte

    Ebene offene Bodenflächen gibt es natürlicherweise kaum noch in der Landschaft. Sie kommen höchstens auf Bauland oder gelegentlich im landwirtschaftlichen Bereich vor, wenn Bodenbewegungen durchgeführt werden.

    Unbefestigte Wirtschaftswege, auch im Siedlungsbereich, die etwa durch regelmäßiges Begehen oder Befahren vegetationsfrei gehalten werden, können Rohbodenflächen enthalten, vor allem die Randbereiche.

    Auch Wegböschungen und -ränder, oft Flächen, die durch den Einsatz schwerer Maschinen vegetationsfrei wurden, zählen dazu.

  • Hindernisse

    Rohbodenflächen wachsen natürlicherweise relativ schnell zu und verwandeln sich oft ab dem zweiten Jahr in vegetationsreiche Ruderalflächen. Doch die Vegetationsbedeckung hindert beispielsweise spezialisierte Wildbienenarten daran, hier ihre Nester anzulegen.

    Rohboden kann erosionsgefährdet sein.

  • Bewirtschaftung zur ökologischen Aufwertung

    Wir empfehlen, auf Eh da-Flächen Teilbereiche als offene Rohbodenflächen mithilfe einer entsprechenden Maschine (z. B. Grubber oder Fräse) anzulegen.

    Vorhandene Rohbodenflächen müssen vor Verbuschung geschützt werden und sollten nicht zum Anpflanzen von Bäumen verwendet werden, um Beschattung zu vermeiden.

  • Besonderheiten

    Die Anlage und die Pflege von Rohbodenflächen sind in der unmittelbaren Nähe von Blühstreifen oder anderen blütenreichen Lebensräumen sinnvoll, weil dann beide Elemente von kombinierten Lebensräumen (Brut- und Sammelhabitate), die viele Wildbienen benötigen, vorhanden sind.

    Je nach Aufwuchs kann man Rohbodenflächen auch zwei oder drei Jahre liegen lassen und neue Flächen benachbart anlegen. So sind stets ein-, zwei- und dreijährige Aufwuchsstadien der Vegetation vorhanden und bieten den Arten ein optimales Mosaik verschiedener Lebensräume.

    Rohbodenflächen müssen nicht groß sein, um von Wildbienen genutzt zu werden. Schon Flächen von wenigen Quadratmetern Größe können ausreichend sein. Auch Rohbodenstreifen ab einem halben Meter Breite sind gut dafür geeignet.

    Da Rohbodenflächen in der Natur nur kurz existieren, bevor sie zuwachsen, sind die entsprechenden Wildbienen sehr mobil und können problemlos alle 2 bis 3 Jahre neue Rohbodenflächen in der unmittelbaren Umgebung besiedeln.

    Gerade beim Schutz von Wildbienen müssen Eingriffe oft sehr behutsam vorgenommen werden (z.B. von Hand statt mit Maschinen), um vorhandene Bienennester nicht zu zerstören.

    Rohbodenflächen sind, im Gegensatz etwa zu Blühflächen, wenig attraktiv. Dass sie trotzdem erhaltenswert sind, bedarf in der Regel gezielter Kommunikation.

Kostenvergleich von Pflegemaßnahmen

Standardisierte Pflegemaßnahmen

Bestandspflege

  • Mahd mit Abtransport, mehrmals pro Jahr:
    je 200-350 €/ha
  • ggf. Deponiegebühr: je Mahd 50-100 €/t
    (entfällt bei Verwendung des Mahdguts als Mulchauflage, Verfütterung)
Eh da-spezifische Maßnahmen

Neuanlage

  • Bodenbearbeitung durch Anfräsen (alle 3-5 Jahre):
    ca. 200-400 €/ha

Bestandspflege

  • Vegetationsentfernung durch Handmahd (alle 3-5 Jahre):
    ca. 600-700 €/ha

Rohbodenflächen an Wegrändern bieten vielen Wildbienenarten eine Nistmöglichkeit

Horizontale Rohbodenflächen können auch durch regelmäßiges Befahren oder Begehen entstehen

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