Eh da-Flächen sind "eh da". Diese saloppe Formulierung will ausdrücken, dass diese Flächen "sowieso" vorhanden sind. Die Idee dahinter ist: Flächen ohne erkennbare wirtschaftliche Nutzung im Siedlungsraum oder in der freien Landschaft sollen für die Förderung der Biodiversität verfügbar gemacht werden.

Viele Tier- und Pflanzenarten, zum Beispiel Blütenpflanzen, Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel, sind in der heutigen Agrarlandschaft selten geworden. Diesem Diversitätsverlust kann mit einer Vielzahl von Maßnahmen entgegengewirkt werden. Dazu gehören eigens für den Schutz von Natur und Landschaft ausgewiesene Gebiete. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) verpflichtet Landwirte in den EU-Mitgliedstaaten seit 2015, fünf Prozent ihrer Ackerfläche als sogenannte ökologische Vorrangfläche auszuweisen. Im „Schulterschluss“ zu diesen Maßnahmen kann die ökologische Aufwertung von Eh da-Flächen einen wichtigen Beitrag leisten, denn diese Flächen können als Verbindungskorridore zwischen größeren Lebensräumen fungieren. Das Konzept bietet sowohl Gemeinden als auch jedem einzelnen Bürger die gute Möglichkeit, an der gesellschaftlichen Gemeinschaftsaufgabe der Förderung der Artenvielfalt aktiv mitzuwirken.

Was sind Eh da-Flächen im hier verwendeten Sinn? Die allgemeine Bestimmung des Begriffs lautet:

Offenlandflächen in Agrarlandschaften und in Siedlungsbereichen, die weder einer landwirtschaftlichen noch einer naturschutzfachlichen Nutzung unterliegen.

Eh da-Flächen können durchaus Funktionen haben, z.B. um Flächen vor Erosion zu schützen oder um ein ordentliches Ortsbild zu gewährleisten. Sie bieten aber auch anderes Potenzial zur ökologischen Aufwertung. Solche Flächen gibt es fast überall. Nachfolgend geben wir eine Übersicht über typische Eh da-Flächen in der Agrarlandschaft und im Siedlungsbereich. Der Siedlungsbereich ist deshalb berücksichtigt, weil kleine Ortschaften im Eh da-Konzept als Teil der Agrarlandschaft anzusehen sind. In der Regel lassen sich Eh da-Flächen in zwei große Typen unterteilen: longitudinale Flächen, die sich über große Distanzen erstrecken, z.B. entlang von Verkehrswegen oder Gewässern, und kompakte Flächen, z.B. Gemeindeflächen, ungenutzte Zwickel oder Unland. Die Liste der hier vorgestellten Kategorien von Eh da-Flächen ist nicht vollständig, soll aber dennoch das Erkennen von Eh da-Flächen erleichtern.

  • Wegbegleitende Flächen

    Straßenböschungen und Wegränder erstrecken sich häufig über mehrere Kilometer entlang von Orts-, Kreis-, Landes- und Bundesstraßen oder Feldwegen. Obwohl sie meist schmal sind, ergeben sie aufgrund ihrer Länge große zusammenhängende Flächen. Sie können Blüten mit Nektar bereitstellen und Kleinhabitate für viele Tierarten bieten. Doch sie schaffen für Tiere auch Wandertrassen und Verbindungslinien mit anderen Lebensräumen.

  • Verkehrsinseln

    Verkehrsinseln sind flächig und im Gegensatz zu den Straßenböschungen oft besser vor den Auswirkungen des Straßenverkehrs geschützt. Da sich die Natur auf größeren Verkehrsinseln wie zum Beispiel bei Autobahnkreuzen weitgehend ungestört entwickeln kann, weisen diese Lebensräume oftmals eine reichhaltige Fauna und Flora auf.

  • Bahndämme

    Bahndämme gehören zu den interessantesten und artenreichsten Eh da-Flächen in Deutschland. Sie bieten mit ihrer wenig gemähten Vegetation in Verbindung mit sonnenbeschienenen Schotterflächen vielen Arten einen Lebensraum. Insbesondere wärme- und trockenheitsliebende Arten finden hier geeignete Bedingungen vor. Die Beeinträchtigung von Flora und Fauna durch den Bahnverkehr ist gering.

  • Hochwasserdämme und Deiche

    Auch Hochwasserdämme und Deiche bieten ähnlich wie Bahndämme zahlreiche Lebensräume, die auch seltene Arten beheimaten. Hochwasserdämme verbinden Habitate häufig über lange Strecken und bieten zwischen der Wasserseite und den landwirtschaftlichen Nutzflächen auf der anderen Seite oft Rückzugsräume oder blühende Nahrungsinseln für Insekten.

  • Kommunale Grünflächen und Zwickel

    In Gemeinden oder ihrem unmittelbaren Umfeld finden sich zahlreiche Grünflächen. Es sind Areale entlang von Verkehrswegen, Grünanlagen im Ort, Parks, aber auch Unlandflächen oder nicht gezielt genutzte Zwickel und vieles mehr. Solche Flächen werden häufig nicht naturschutzfachlich genutzt und ihre Bearbeitung beschränkt sich auf regelmäßige Mahd, um möglichst effizient Flächenpflege zu betreiben.

Diese kurze Auflistung zeigt, dass es überall in Agrarlandschaften Eh da-Flächen gibt. Sie sind "nichts Besonderes", im Gegenteil, sie sind bei jeder Autofahrt, jeder Bahnreise und beim Spazierengehen zu sehen. Vielleicht nehmen wir sie oft gar nicht bewusst wahr, weil wir schon so an ihren Anblick gewöhnt sind.

Doch nicht alles, was als scheinbar ungenutzte Fläche in der Landschaft vorhanden ist, fällt unter die Definition von Eh da-Flächen. Viele Flächen sind entweder einer geplanten Nutzung unterworfen oder unterliegen bereits einem Konzept zur Erhaltung oder dem Schutz biologischer Vielfalt. Diese Abgrenzung ist wichtig, weil diese Flächen nicht dem hier beschriebenen Konzept für Aufwertungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Keine Eh da-Flächen sind:

  • Ausgleichsflächen, die im Rahmen der Ausgleichspflicht (etwa als Ausgleich für die Anlage eines Gewerbegebiets in einer Gemeinde) zur Aufwertung von Natur und Landschaft ausgewiesen sind.
  • Ausgewiesene Flächen zum Schutz der Natur oder Elementen davon, z. B. Naturschutzgebiete, Europäische Schutzgebiete („Natura 2000“), Naturdenkmale oder Nationalparks.
  • Landwirtschaftliche Nutzflächen. Dazu zählen auch landwirtschaftliche Brachen (d.h. Flächen, die zeitlich befristet aus der Bewirtschaftung genommen sind) oder Vorgewende.
  • Gewässer und deren direkt angrenzende Randstreifen
  • Wald
  • Flächen in Städten
  • Privatgärten

Eh da-Flächen sind zwar in der Regel kleinräumig, nehmen aber in ihrer Gesamtheit, unterschiedlich nach Region, einen nennenswerten Flächenanteil der Agrarlandschaft ein. Sie können zwischen 2 und über 6 Prozent der Gesamtfläche eines Landschaftsraums in Deutschland umfassen. Longitudinale Flächen können aus einer Vielzahl von Kleinflächen bestehen, ihnen kommt aber eine besondere Bedeutung als Verbindungskorridore zwischen anderen ökologisch wichtigen Flächen - beispielsweise ausgewiesenen Schutzgebieten - zu. Auch wandernde Tierarten, wie Zugvögel oder viele Schmetterlinge, nutzen sie.

Welche Tiere und Pflanzen leben in Eh da-Flächen? Das hängt in hohem Maß von regionalen Gegebenheiten und davon ab, ob und inwieweit diese Flächen unter ökologischen Gesichtspunkten gepflegt werden. Da sie kleinräumig sind, ist nicht zu erwarten, dass sie dauerhaft von großen Tieren besiedelt werden; sie können aber sehr wohl Jagdbiotope etwa von Greifvögeln sein. Begrenzend können Einflüsse von Nachbarflächen wie der Eintrag von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln aus Landwirtschaftsflächen sein oder, bei hohem Verkehrsaufkommen, Einwirkungen des Straßenverkehrs. Diese Expositionen führen gerade im Siedlungsbereich dazu, dass die Pflanzengesellschaften häufig gräserdominiert sind.

Die Aufwertung von Eh da-Flächen ist nicht nur gut und sinnvoll, weil diese Flächen aus Sicht des Naturschutzes wichtige Lebensräume sind, sondern auch, weil dort lebende Tiere und Pflanzen wichtige "ökologische Dienstleistungen" erbringen. Dazu zählen beispielsweise Blütenbestäubung, Kontrolle von Schädlingen durch Nützlinge (die Eh da-Flächen besiedeln), Schutz des Bodens vor Erosion (durch Vegetation auf Eh da-Flächen) oder die Erhaltung des regionalspezifischen Landschaftsbilds, die wieder dem Tourismus oder der Jagd zugutekommt.

Der Admiral ist ein Tagfalter, der große Strecken zurücklegt.

Die Weiden-Sandbiene nistet in vegetationsarmen Flächen

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